Wieviel Anpassung ist normal?
Kennt ihr das?
Vor der Geburt sagt man sich: Das bekommen wir hin. Das Baby muss dann einfach mitkommen. Das Kind kann man ja überall mit hinnehmen. Kinder passen sich an. Babys schlafen überall.....
Und dann ist das Kind da: Wie spät ist es? Mittagessen? Stillen? Mittagsschlaf? Wann wollen wir uns treffen? Hat er da schon ausgeschlafen? Oh Gott, so spät schon? Wir müssen los!! Mist, wieder vergessen...
Was ich damit sagen will?
Fangen wir von Vorne an.
Mein Mann und ich hatten letztens eine Diskussion in der er mich dann als Über-Mutter bezeichnet hat.
Schließlich nehme ich die ganze Zeit Rücksicht auf unser einjähriges Kind.
Ein Beispiel
Unser Sohn geht seit ein paar Wochen zur Tagesmutter. Das heißt für uns: morgens immer um die gleiche Uhrzeit aufstehen, damit wir pünktlich da sind. Im Umkehrschluss heißt das für mich auch, dass wir abends rechtzeitig zu Hause sind um unseren Sohn nicht zu spät ins Bett zu legen.
Mein Mann sieht das anders. Er meint, dass der Kleine manchmal ruhig auch unterwegs schlafen könnte und es kein Problem wäre mal später nach Hause zu kommen wenn er morgens früh raus muss.
Meiner Meinung nach ist sowas aber nicht wirklich sinnvoll. Geschweige denn ein erholsamer Schlaf für das Kind...
Zweites Beispiel
Wir waren im Sommer im Urlaub. Oft dabei den ganzen Tag unterwegs. Irgendwann hatten wir Erwachsenen Hunger und suchten nach einer Lokalität zum Essen.
Leider kam es mehrmals vor, dass unser Kleinster zu dieser Zeit aber keinen Hunger hatte. Das lag einfach daran, dass im Urlaub ein anderer Rythmus gegolten hat. Manchmal gab es ja auch zwischendurch eine leckere Kleinigkeit. Das ist zu Hause normalerweise nicht so.
Nun ist er kein Kind, welches dann brav im Hochstuhl sitzt und wartet bis Mama und Papa in Ruhe gegessen haben. Auch ruhiges Spielen neben dem Tisch ist nicht möglich. Er ist eher der Wegflitzer und Anfasser :-)
Also hieß das für uns. Einer isst, einer bespaßt das Kind. Dann wird abgewechselt. In Ruhe speisen ist wohl anders...
Für meinen Mann ist das ein Unding. Er meint, dass der Kleine halt lernen muss, ruhig zu sein. Und warum er denn nicht einfach was isst, sondern dann eine Stunde später Hunger hat...
Ja, ich finde das auch eher nervig als schön. Aber für mich ist es einfach zu viel verlangt sowas von einem gerade Einjährigen zu erwarten. Schließlich kann er das ja gar nicht verstehen. Warum soll man denn rumsitzen wenn man so viel entdecken kann??
Drittes Beispiel
Wir waren auf zwei Hochzeiten in meinem Teil der Familie. Die eine war eine Gartenhochzeit. Sehr schön, toller Tag. Irgendwann abends wollten wir aber noch nicht gehen. Also fuhr mein Mann mit meinem Sohn im Kinderwagen spazieren in der Hoffnung, dass er schlafen würde. Stillen hat vorher nicht geklappt, schließlich war alles soooo aufregend. Auch das Einschlafen hat dann entsprechend lange gedauert.
Endlich eingeschlafen suchten wir einen ruhigen Platz für den Kinderwagen. Den gab es aber nicht. Also stellten wir ihn neben seinen gleichaltrigen, ruhig im Kinderwagen schlafenden Cousin.
Ging leider nicht lange gut.
Er wachte weinend auf, ließ sich schlecht beruhigen. Wir fuhren nach Hause....
Zweite Hochzeit: Schöner Saal, viel Spass, viel getanzt und gelacht. Wir haben vorher besprochen, dass wir versuchen würden wieder den Kleinen irgendwie schlafen zu legen und mein Mann später ins nahe gelegene Zuhause gehen würde. Ich könnte noch feiern.
Als es später wurde, wurde auch der Kleine müde. Diesesmal versuchte es mein Mann mit der Trage. Irgendwann schlief der Kleine, aber für eine weitere Teilnahme an der Hochzeit war es leider zu laut. Er wachte immer wieder auf und weinte. Mein Mann entschied sich mit ihm zu gehen.
Jetzt denkt jeder: Wie und sie war einfach weiter Feiern und er darf bei beiden Hochzeiten nicht lange bleiben?
Wir waren dieses Jahr schon auf einer Hochzeit einer seiner Freunde und da bin ich dann mit Kind gegangen und er durfte bis morgens feiern. :-)
Insgeheim hat das meinem Mann aber gestunken. Er hätte es lieber wenn mein Sohn einfach im Kinderwagen einschlafen würde. Man ihn dann irgendwo in den Lärm stellen könnte und alles wäre gut.
Es gibt ja solche Kinder. Unseres ist es halt nicht.
Für mich ist das OK. Ich denke nicht, dass man das ändern kann. Jeder ist wie er ist und ich nehme das halt einfach hin und richte mich danach.
Für Papa ist das leider nicht so einfach. Er findet, dass der Kleine sich da halt mal anpassen muss und dass das alles nicht so schlimm ist. Viel eher bin ich halt die Übermutti...
Ist das so?
Kann ich das echt von meinem gerade einjährigen Kind verlangen?
Ist es nicht vielmehr natürlich, dass ich als Mutter alle meine Ressourcen Richtung Kind lenke und auch meinen Alltag auf das Kind ausrichte? Und wenn mein Kind einfach nicht so ist, kann man es dann wirklich schon verändern? Und ist das für einen Papa so unverständlich oder weit hergeholt?
Was sagt ihr dazu?
Achso, nicht falsch verstehen. Mein Mann liiiiiebt seinen Sohn abgöttisch. Wenn es um die Alltagssituationen geht ist er im Bezug auf unseren Sohn viel ängstlicher und zögender als ich. Er würde viel mehr eingreifen und versuchen zu kontrollieren. Er ist also ein richtiger "Helikopter-Papa" ;-)
Ich eher nicht. Ich bin eher so der Meinung "Wo er rauf kommt, kommt er auch wieder runter!", gucke also nicht den ganzen Tag hinter meinem Kind her ;-)
Bin gespannt auf eure Meinungen. Besonders würde mich ja mal eine Papa-Meinung interessieren...
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Beatrice (Mittwoch, 12 Oktober 2016 20:48)
Den Beitrag musste ich glatt mal teilen. Find ich ein gutes Thema. Ich schreibe da auch schon ne Weile an einem Beitrag zum Thema, das viel zu selten laut geäußert wird. Denn, auch wenn man als Paar grundsätzlich funktioniert und auch als Familie funktioniert, so gibt es doch, vor allem im ersten Babyjahr eine große Umstellung, die auch zu Reibereien führen kann.
Iris (Mittwoch, 12 Oktober 2016 21:05)
Liebe Frau Teichmann!
Wir haben bis ins Teenager-Alter bei unseren Kinder auf einen geregelten Tagesablauf geachtet. Auch im Urlaub, bei Hochzeiten, Geburtstagen, Sylvester, etc.
- und es hat sich gelohnt. Jetzt sind sie Teenager, bzw. erwachsen und sind sehr achtsam mit sich selber und mit uns. Denn nun sind wir die Jenigen die Ruhe suchen und früh ins Bett wollen. Und sieh an - sie nehmen Rücksicht. Die Investition hat sich also gelohnt.
LG
P.S. Danke für das pünktliche ins Bett bringen. Jede Tagesmutter ist dankbar, wenn die Kinder nicht schon übermüdet morgens ankommen!
Franzi - UndJetztFamilie (Mittwoch, 12 Oktober 2016 21:32)
Liebe Beatrice,
erstmal danke für's Teilen ;-)
Ja, das erste Babyjahr...
Davon haben immer alle erzählt.... Das ist im ersten Jahr so... Das wird dann besser...
Das erste Jahr ist bei uns jetzt seit ein paar Monaten rum. Ich warte noch darauf, dass unsere Familie das bemerkt ;-)
Klingt jetzt vielleicht aber schlimmer als es ist. Ich wollte einfach mal darüber schreiben, weil es mich wirklich beschäftigt wie unterschiedlich man sich als Elternteil anscheinend auf das "neue Leben" einstellen kann.
Liegt das an den Hormonen? Ist das halt Evolution? Oder nur männliche Sturheit? ;-p
Sehr spannend...
LG Franzi
Franzi - UndJetztFamilie (Mittwoch, 12 Oktober 2016 21:40)
Liebe Tagesmutti,
das denke ich mir, dass Sie dankbar für das ausgeschlafene Baby sind :-)
Aber nicht falsch verstehen. Wir diskutieren nicht jeden Abend übers zubett gehen. Dafür sind wir abends selbst zu müde. Meistens läuft es tatsächlich darauf hinaus, dass derjenige, der den Kleinen ins Bett bringt auch gleich mit liegen bleibt.
So wie Papa heute.
Und ich verstehe auch meinen Mann. Gerade im Sommer, wenn überall abends auch noch tolle Veranstaltungen sind, würde ich auch gerne mal länger bleiben.
Aber es ist so einfach halt noch nicht möglich. Am Wochenende mal ne Stunde hinaus zögern ist da ja nicht das Problem. Aber so viel länger geht es dann halt doch nicht.
Aber auch diese Zeit wird mal vorbei gehen.
Und dann dürfen uns unsere Kinder nachts vom Feiern mit dem Auto abholen ;-)